Autonome Zentren (AZ) ebenso alternative Kulturzentren sind selbstverwaltete und unabhängige soziokulturelle Einrichtungen mit politischen Ansprüchen, die zumeist dem Spektrum der undogmatischen Linken zugeordnet werden. Sie sind Teil der neuen sozialen Bewegungen. Sie grenzen sich in der Regel von der Einflussnahme staatlicher und städtischer Institutionen ab. Autonome Zentren sind vor allem in ehemals besetzten und dann legalisierten Häusern zu finden.
Überregional bekannte Autonome Zentren in Deutschland sind die Köpi in Berlin sowie die Rote Flora in Hamburg. International werden Autonome Zentren als soziale Zentren bezeichnet. Auch Straßen mit mehreren besetzten Häusern wie die Hamburger Hafenstraße, die Berliner Mainzer Straße oder die Düsseldorfer Kiefernstraße, sowie ganze Viertel wie beispielsweise Exarchia in Athen oder der Freistadt Christiania in Kopenhagen, wurden und werden als alternative bzw. autonome Zentren bezeichnet.
Weitere Erscheinungsformen sind bspw. Ökosiedlungen, Projektwerkstätten, Wagenplätze, Hüttendörfer sowie Baum-Haus-Siedlungen
Organisation
Da die Betreiber der Idee des selbstbestimmten und selbstverwalteten Lebens ohne Autoritäten verbunden sind, kann es zu Konflikten im Kontext der Zusammenarbeit mit öffentlichen Einrichtungen wie der Bauaufsichtsbehörde kommen. Die Unterschiede in der Trägerschaft sind jedoch groß, sie reichen von Autonomen Zentren in ehemals besetzten Häusern bis zu städtisch mitfinanzierten Autonomen Jugendzentren.
Ein autonomes Zentrum wird nicht hierarchisch geleitet, sondern basisdemokratisch und kollektiv organisiert. Entscheidungen werden getroffen, indem Probleme im Plenum diskutiert werden. Dabei wird ein Konsens gesucht.
Aktivitäten
In Autonomen Zentren finden Veranstaltungen wie Ausstellungen, Konzerte und Vorträge statt, die meist aus dem politisch links gerichteten Spektrum stammen. Gelegentlich dienen sie auch als Treffpunkt linker Gruppen und bieten Jugendlichen und Erwachsenen Alternativen in der Freizeitgestaltung, etwa sportliche Aktivitäten. Häufig befinden sich in Autonomen Zentren Infoläden der linksalternativen und antifaschistischen politischen Szene.
Politische Bedeutung
In den 1980er und 1990er Jahren dienten Autonome Zentren der linksradikalen Bewegung vor allem als Kommunikationszentren. Nach der Jahrtausendwende änderte sich ihr Nutzen mit der Verbreitung des Internets dahingehend, dass mit ihnen Geld für politische Veranstaltungen eingenommen wird und der sie umgebende Mythos ein wichtiger Faktor zur Motivierung der autonomen Bewegung ist.
Autonomen Zentren / alternative Kulturzentren
Dänemark
Kopenhagen
- Freistadt Christiania
Deutschland
Aachen
- AZ Achsen
Berlin
- Fabrik Osloer Straße
- Köpi
- Kukuck, Kunst- und Kulturcentrum Kreuzberg, besetzt am 23. Januar 1981 geräumt am 25. Juli 1984
- Kerngehäuse
- KuBiZ – Bildungszentrum Berlin-Weissensee
- Kulturfabrik Moabit
- Mehringhof
- Nachbarschafts-Haus Prinzenallee 58
- RAW-Friedrichshain
- Regenbogenfabrik
- Tommy-Weisbecker-Haus
- UfaFabrik
Bochum
- Kulturzentrum Bahnhof-Langendreer
Bonn
- Alte VHS Bonn
Braunschweig
- Nexus
Bremen
- Solidarisches Zentrum Bremen
- zakk
- Zentrum für Kollektivkultur e.V. (@zfk_hb)
Detmold
- AltePauline Autonomes Kultur- und Kommunikationszentrum
Dortmund
- Offenes Zentrum Dortmund
Dresden
- AZ Conni
Düren
- Komm-Zentrum Düren
Düsseldorf
- Linkes Zentrum Hinterhof
Duisburg
- Stapeltor
Freiburg im Breisgau
- KTS
Gießen
- AK 44 Gießen
Greifswald
- IKUWO Internationales Kultur- und Wohnprojekt
Hamburg
- Rote Flora
Hannover
- Sprengelgelände
Heidelberg
- Autonomes Zentrum Heidelberg 1991 bis 1999
Kesselberg nahe Königs Wusterhausen (Brandenburg)
- Kesselberg
Köln
- Alte Feuerwache
- Autonomes Zentrum Köln
Leipzig
- Conne Island
Loschwitz
- Alte Feuerwache Loschwitz
München
- Kafe Marat
Mülheim an der Ruhr
- AZ-Mülheim
Münster (Westfalen)|
- Baracke – Kulturzentrum am Aasee
Nürnberg
- KOMM (1973–1997)
Oldenburg
- Alhambra – Selbstverwaltetes Aktions- und Kommunikationszentrum
- Autonomes Zentrum Oldenburg
Osnabrück
- SubstAnZ Osnabrück
Passau
- ZAKK Passau Zentrum für ambulante Kultur & Kommunikation
Pirna
- Akubiz
Strausberg
- Horte Soziales Zentrum
Stuttgart
- Linkes Zentrum Lilo Herrmann
Verden
- Ökologisches Zentrum Verden
Wennigsen
- Dicker Stein
Wuppertal
- Autonomes Zentrum Wuppertal
Griechenland
Athen
- Exarchia
Italien
Modena
- ein soziales autonomes Zentrum in Modena
Österreich
Wien
- Ernst-Kirchweger-Haus
Schweiz
Basel
- Villa Rosenau
Bern
- Reitschule (besetzt von 1981 bis 1982 und seit 1987)
Bremgarten
- Kulturzentrum Bremgarten (ältestes autonome Kulturhaus der Schweiz, das gänzlich ohne öffentliche Förderung auskommt)
Zürich
- Rote Fabrik (seit 1980)
Slowenien
Ljubljana
- Metelkova
Vereinige Staaten
Milwaukee
- Sozialea Zentrum Cream City Collectives mit Infoladen The Mathilde Anneke Infoshop
Literatur und Medien
- Bey, Hakim: T.A.Z. Die Temporäre Autonome Zone, Edition ID-Archiv, Berlin, ISBN 3-89408-039-6.
- Volker Morsch und Jessica Wiechmann: Kein Tag ohne Autonomes Zentrum KTS Freiburg (2006) (Filmdokumentation)
- Jan Schwarzmeier: Die Autonomen zwischen Subkultur und sozialer Bewegung, Göttingen 2001.
- Die Hochburgen der Autonomen, Süddeutsche Zeitung, 13. Juli 2017
Weblinks
- Autonomes Zentrum Artikel-Dossier der taz
Einzelnachweise




